Die Baugeschichte
Cannstatt im 19. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert, die Zeit der Industrialisierung, war für Cannstatt eine wirtschaftliche Blütezeit. Die Kur- und Klinikstadt verwandelte sich in eine Industriemetropole, die viele Menschen anzog. Eine rege Bautätigkeit war die Folge. Als sich Cannstatt 1905 mit Stuttgart vereinigte, zählte die Stadt 32.777 Einwohner, wovon 25.946 evangelische Christen waren.
Eine neue Kirche wird notwendig
Die Entwicklung Cannstatts hatte auch Auswirkungen auf die evangelische Kirchengemeinde. Die 1506 fertiggestellte spätgotische Stadtkirche konnte an den Festtagen die vielen Besucher nicht mehr fassen. Der Bau einer neuen Kirche wurde unumgänglich.
Der eigens für dieses Vorhaben 1893 gegründete Kirchbauverein veranstaltete 1895 einen Architektenwettbewerb, auf den hin 37 Entwürfe eingingen. Die Architekten Böklen und Feil, die den Entwurf einer neugotischen Kirche vorlegten, erhielten schließlich den Zuschlag. Ihre Vorstellung von einem Ziegelbauwerk kam dem Wunsch der Kirchenbehörde entgegen, ein schlichtes, würdiges Gotteshaus zu bauen. 450.000 Reichsmark sollte der Bau der Lutherkirche kosten.
Die Lutherkirche wird gebaut und eingeweiht
Am 17. Mai 1898 wurde der erste Spatenstich ausgeführt. Am 12. Oktober desselben Jahres wurde der Grundstein für die Kirche gelegt. Ein Jahr später, am 6. November 1899, konnte das Richtfest gefeiert werden. Am 25. November, dem 1. Advent des Jahres 1900, wurde die Lutherkirche in Gegenwart von König Wilhelm I., der damals zugleich Bischof der Württembergischen Kirche war, Königin Charlotte, Herzogin Wera und zahlreichen Vertretern aus Staat, Gesellschaft und Kirche eingeweiht. Der König übernahm die Patenschaft für die ersten beiden in der Lutherkirche getauften Kinder.